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Beitrag vom 12.06.2015
Rapoports - Unsere drei Leben
AVIVA-Redaktion
Mit der Promovendin Ingeborg Rapoport von den Filmemacherinnen Sissi Hüetlin und Britta Wauer. 1938 wurde ihr als Jüdin ihre Doktorwürde von den Nazis verwehrt. Mit 77 Jahren Verspätung...
... im Mai 2015, wurde der nunmehr ältesten Doktorandin der Welt, der heute 102-jährigen Ingeborg Rapoport, ihre Promotionsurkunde in einer feierlichen Zeremonie im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf überreicht.
Aus diesem Anlass freut sich das Babylon sehr, Ingeborg Rapoport als Ehren- und Gesprächsgast persönlich zu begrüßen. Gezeigt wird die mit dem Grimme Preis ausgezeichnete Dokumentation "Die Rapoports - Unsere drei Leben" über die spannende wie bewegende Geschichte des Ehepaars. Beide erlangten als Wissenschaftler_innen und Mediziner_innen Weltruhm. Die beiden Regisseurinnen Sissi Huetlin und Britta Wauer ("Der Jüdische Friedhof Weißensee. The Jewish Cemetery Weissensee. Momente der Geschichte. Moments in History" sowie "Gerdas Schweigen") führen anschließend ein Gespräch mit Ingeborg Rapoport.
Als Juden entkamen sie den Nazis, als Wissenschaftler_innen wurden sie berühmt in den USA, als Kommunist_innen mussten sie vor McCarthy flüchten – in der DDR fand das Ehepaar Ingeborg (Inge) und Samuel Mitja Rapoport ihre dritte Heimat.
Sie gilt als Begründerin der Neugeborenenheilkunde der DDR, er ist einer der brillantesten Biochemiker unserer Zeit. Die beiden über 90-jährigen blicken in dem Dokumentarfilm zurück auf die historische Achterbahn des 20. Jahrhundert und ihr Leben als Grenzgänger zwischen den politischen Systemen. "Die Rapoports – Unsere drei Leben" ist ein Film über zwei warmherzige Wissenschaftler_innen mit streitbaren Ansichten. Der Film erzählt auch von einer großen Liebe zwischen zwei Menschen, die mit ihren über 90 Jahren wirken, als seien sie noch immer frisch verliebt. Ausgezeichnet unter anderem mit dem Grimme Preis 2005.
Samuel Mitja Rapoport (1912-2004): "Ich habe viele Heimaten gehabt. Aber die wesentlichen sind Russland, Österreich, USA, DDR."
Ingeborg Rapoport über die McCarthy Ära: "Man möchte gern so heldenhaft sein, sich stellen, gar nichts verraten." Und über die Stimmung in der DDR bei ihrer Ankunft: "so ein fröhlicher, optimistischer Aufbauwille, dass es richtig Spaß machte" Und über die USA: "Ich habe mich oft gefragt, ob ich lieber da geblieben wäre."
Der Sohn Meiki Rapoport: "Dass wir nicht dazugehören, das hatte ich eigentlich meine ganze Kindheit."
"Der Film von Britta Wauer und Sissi Hüetlin über den harmonischen Einklang zweier politisch widersprüchlicher Leben hinterlässt den Zuschauer nicht als Bürokraten seiner vorgefestigten Ansicht über Geschichte und Politik. Liebevoll und zurückhaltend lässt er die ekstatische Mitgift des Lebens und der Umstände spüren – die Gefühle und Stimmungen, Zufälle und Gelegenheiten, die verpassten und unverpassten. Virtuos verwebt er das historische Material mit der Gegenwart, die Urteile der Zeitzeugen und Kinder mit dem Selbstbild der Rapoports. Unaufdringlich und sensibel setzt er den Charme seiner Protagonisten frei, gibt nicht nur das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar." Grimme-Preis, Begründung der Jury
"Eine abenteuerliche, aberwitzige Lebensgeschichte." DER SPIEGEL
Der Babylon Geschäftsführer Timothy Grossman begrüßt diese "Normalisierung" und erinnert in diesem Zuge auch an den Berliner und Hollywoodregisseur Ernst Lubitsch, dem die Nazis im Januar 1935 die deutsche Staatsbürgerschaft in Abwesenheit aberkannt haben: "Es ist Zeit, dass Ernst Lubitsch posthum seine deutsche Staatsbürgerschaft wiedererhält. Das Babylon setzt sich außerdem dafür ein, dass in Anerkennung des wichtigsten, deutschen Regisseurs die Straße vor dem Babylon in Ernst-Lubitsch-Straße umbenannt wird."
DIE RAPOPORTS – UNSERE DREI LEBEN
Dokumentarfilm, D 2003
58 min, DigiBeta
Buch und Regie: Sissi Hüetlin, Britta Wauer
Kamera: Lorenz Haarmann
Schnitt: Berthold Baule
Producer: Claudia Bissinger
Redaktion: Selina Riefenstahl
Produktion: Tanja Ziegler, Ziegler Film
im Auftrag des ZDF in Zusammenarbeit mit ARTE
Mehr Infos unter: www.britzka.de
Einen ausführlichen Beitrag finden Sie unter: www.spiegel.de
Copyright Foto: Ziegler Film
Quelle Text: Ziegler Film, Babylon